Hans Peter Maier:
Über 4 g wird es kritisch!







«Das Schausteller-Leben ist wie eine Achterbahnfahrt, mal geht es hinauf und mal geht es hinunter.»

Hans Peter Maier:
Über 4 g wird es kritisch!







«Das Schausteller-Leben ist wie eine Achterbahnfahrt, mal geht es hinauf und mal geht es hinunter.»

Mit Tempo 80 wird man in 43 Metern Höhe und mit einer maximalen Beschleunigung von 4g, also dem vierfachen des eigenen Körpergewichts, auf dem Chaos Pendel herumgeschleudert – dies spricht vor allem junge Menschen an, die den Adrenalinkick suchen.
Hans Peter Maier, der Besitzer des Chaos Pendels, ist auf Nervenkitzel spezialisiert. Er war es, der den Freefall Tower mit einer Fallhöhe von 80m nach Basel brachte – eine Sensation. Den Tower hat er mittlerweile wieder veräussert – meist behält er seine Bahnen nur zwei oder drei Jahre und verkauft sie dann weiter, um etwas Neues, noch Ausgefalleneres zu präsentieren. Wobei er selbst sagt: «Verrückter als das Chaos Pendel geht es fast nicht. Wir sind auch von der Beschleunigung her am Anschlag. Mehr als 4g erträgt ein Mensch im Normalfall nicht so gut.» (Die Belastung von Kunstflug-Piloten kann bis zu 8g betragen!)
Hans Peter Maier wuchs auf der Kilbi auf. Von klein auf reiste er mit den Eltern und ging unterwegs zur Schule. Nach einer Feinmechaniker-Anlehre, wo er Drehen, Schweissen und ähnliches lernte, machte er sich bereits im Alter von 18 selbständig. Hans Peter Maier wirkt zufrieden mit sich und der Welt, hat viel er-reicht und gesehen. Die Kilbi ist sein Leben und sein Hobby zugleich, auch wenn die Arbeitstage lang und stressig sein können und der Verdienst von den Launen der Natur und der Menschen abhängt: «Das Schausteller-Leben ist wie eine Achterbahnfahrt, mal geht es hinauf und mal geht es hinunter», meint er.
Neben den Adrenalinkick-Fahrgeschäften betreibt Hans Peter Maier unter anderem ein Riesenrad und eine Kinderachterbahn. Bekannt und populär ist er zudem für sein ‹Glühweinland› in Frauenfeld, das 2019 in die sechste Saison ging. Als viertes und fünftes Standbein hat er einen Imbissstand aufgezogen und eine Glacéfabrik gekauft, mit einem Glacéstand. «Es muss immer etwas laufen», meint er lachend. Seine Frau und die beiden Töchter sind fest mit im Betrieb ein-gespannt. Daneben hat er 16 Festangestellte. Elf Monate im Jahr ist er auf Achse; nicht nur in der Schweiz, auch in Deutschland und Österreich ist er mit seinen extravaganten Bahnen willkommen. Einen Monat nimmt er sich Ferien: «Dann liege ich am Strand, damit der ‹Ranzen› braun wird, gehe baden und vor allem gut essen und trinken!».
Seine Tochter Gina, eine zierliche Frau mit zurückgebundenen Haaren, sitzt im Kassenhäuschen. Sie hilft im Betrieb wo sie kann, sie hat auch das ‹Lastwagenbillett› gemacht. Im Gegensatz zum angestellten Personal, das feste Pausenzeiten hat, sind die Arbeitstage für sie und ihren Vater länger. Abends, wenn die Angestellten sich bereits ausruhen, muss sie je nachdem noch Transporte fahren, auch feste Essens- oder Pausenzeiten liegen für sie nicht immer drin, vor allem wenn viel Betrieb ist. «Ende Saison sind wir meist alle krank», erzählt sie, «der Körper mag dann einfach nicht mehr und zwingt einen zum Liegen und Ausruhen.»
Was sie und ihren Vater nervt, sind Besucher, die bei Hochbetrieb mit der Stoppuhr neben der Bahn stehen, messen wie lange eine Fahrt dauert (ja, die gibt es!) und dann wegen des Preises reklamieren: «Was die Besucher halt nicht sehen, sind die Fixkosten, die wir haben. Für den Be-such der Herbstmesse mit Platzgeld, Personal, Transport, Strom und Wasser haben wir pro Bahn Kosten von mehreren zehntausend Franken, einfach so, nur damit wir da sind, ohne Amortisation und Verzinsung! Und eine Bahn wie das Chaos Pendel kostet als Neuanschaffung mehrere Millionen. Wenn das Wetter dann schlecht ist und keiner fährt, machen wir Verlust.» Trotzdem sind sie sehr gerne in Basel: «Das Publikum hier ist sehr angenehm.»
Um nochmal zurück zum Chaos Pendel zu kommen: Die meisten überstehen die Fahrt gut und nur sehr wenigen wird es schlecht. Der älteste Fahrgast hatte laut Gina Maier übrigens das stolze Alter von 82 Jahren!